Jedes Jahr verbessern und etwas Neues ausdenken, so lautet unser Motto. Unsere Demo bei der Sportgala 2011 kam wieder richtig gut an. Wofür wir am wenigsten trainieren mussten, kam am besten an: Die Bruchtest Comedy. Nebenbei erwähnt – wir haben den Demoablauf nur 2x proben können und der Demosong ist ungelogen erst 3 Stunden vorher fertig geworden. Das Publikum hat von unserem vollen Terminplan, der kurzvorher stattgefundenen Gurtprüfung und dem Vorbereitungsstress nichts mitbekommen. Wir kamen, sahen und siegten 😉
An dieser Stelle ein Dankeschön an alle die mitgemacht und geholfen haben. Unser Demoteam: Meister Michel Pougin, Bao, Markus, Sandro, Maximilian, Fabian, Katharina, Anna, Matthias, Benjamin. Die wertvollen Helfer: Daniela, Dajana, Thomas, Matthias.
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Links: Was macht denn Markus?
Rechts: Der Meister naß geschwitzt beim Interview.
Ein Highlight: Porenbetonbruchtest mit der Innenhandkante. Letztes Jahr waren es 20cm, dieses sind es 25cm. Verwendet wurden 5x5cm Platten ohne Zwischenstücke. Das ganze Jahr über trainieren wir Bruchtest und ein spezielles Abhärtungsprogramm. Übungsbretter, kleine Medizinbälle und die Kokosnuss sind bei jedem Training dabei. Ja, auch die Frauen, denn jeder macht so feste wie er mag, so dass man sich nicht verletzt. Ohne spezielles Training ist von einer Nachahmung bei dieser Materialdicke dringend abzuraten, da die Verletzungsgefahr sehr hoch ist.
Im Video schön zu hören der Schlag mit einem lauten und kontrolliert agressiven Kampfschrei. Abschlaten, nichts denken, nicht zögern und sich durch den Schrei mit Adrenalin vollpumpen. Das macht schmerzunempfindlich, schaltet das Denken aus, programmiert den Körper auf Flucht oder Kampf und aktiviert schnelle Reflexe. Das hohe Ziel beim Kampfschrei ist es, zu einem gewünschten Zeitpunkt Adrenalin auszustossen und sich dadurch selbst in einen Zustand maximaler Aktivität zu überführen. Der Kampfschrei soll die gesamte körperliche und geistige Energie auf einen Punkt fokussieren und zugleich den Gegner einschüchtern.
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25cm Porenbeton, Innenhandkante (Sonnaldung chigi), Meister Michel Pougin.
Nur einmal geprobt und schon auf der Bühne. Markus zeigt einen Bruchtest mit der Innenhandkante, die Königsdisziplin der Hand-Bruchtests. Das Ziel lautet Geschwindigkeit, denn nur so kann wie rechts im Bild zu sehen ein Doppelbruch erzeugt werden. Die Hand prallt so schnell auf das Material, daß von den ersten beiden Platten ein Stück herausgetrnnt wird. Dies ist nur bei Bruchtests mit Zwischenstücken möglich, da das Material sonst zu massiv wird. Ein äußerst seltener 7facher Doppelbruch ist hier zu sehen.
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Innenhandkante (Sonnaldung chigi), Markus.
Bao und Maxi produzierten ebenfalls reichlich Bauschutt. Zum ersten Mal mit dabei sind Dachziegel, auch Bieberschwänze genannt. Diese sind jedoch so scharfkantig, daß wir Sie nicht mehr einsetzen werden. Der grelle Sound beim Bruch ist allerdings sehr effektvoll. Das gibt einen richtig lauten Knall. Im Zehnerpack geschnürt haben wir uns über das Gewicht der Ziegel gewundert. Porenbeton oder auch Gasbeton genannt sieht zwar schwer und massiv aus, ist es aber nicht. Die Dichte ist wesentlich geringer als bei Massivbeton. Eine 5cm Platte bekommt daher fast jeder durch, die Frage ist nur wie sieht die Hand hinterher aus. Wenn man diese dann ohne Zwischenstücke stapelt, wird es schnell sehr anspruchsvoll. Dies wird noch durch die Psyche unterstützt, denn wenn man hinter 25cm Material steht, wirkt das sehr erdrückend und angsteinflößend. Die Hand wirkt so winzig und zerbrechlich dagegen und dann soll man auch noch mit der empfindlichen Innenhandkante mit voller Wucht und so feste man kann draufschlagen.
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Links: Außenhandkante (Sonnal chigi), Maximilian.
Rechts: Außenhandkante (Sonnal chigi), Bao.
Wie immer mit dabei ein Bruchtest mit dem härtesten Tritt, den Tae Kwon Do zu bieten hat: Gesprungener Rückwärtstritt (Twio dwit chagi, spricht man Düa dwit tschagi). Diesmal auf dem dicksten Porenbetonblock, den man im Bauhaus kaufen kann: 11,5cm. Alle anderen Platten enthalten Massivbeton. Beispielsweise haben wir versucht eine 15cm dicke Platte, in deren Mitte 5cm Massivbeton gegossen wurde, zu zerschlagen. Keine Chance. Die Handinnenkante pralle mit voller Wucht ab, Unterarm, Ellbogen und Schulter wurden extrem belastet.
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Gesprungener Rückwärtstritt (Twio dwit chagi), 11,5cm Porenbeton, Meister Michel Pougin.
Sandro zeigte einen perfekten Innenhandkantenschlag – so schnell, daß ein Stück Holz herausgetrennt wurde. Die gesamte Ausführung bis hin zum Kampfschrei sind bei dem Schlag auf Schwarzgurtniveau gewesen. Es gibt immer wieder Skeptiker, die behaupten wir würden schummeln und die Platten ansägen. Als Beweis, das dem nicht so ist, stelle ich mich grundsätzlich einfach selber auf die Platten drauf. Wie viele Personen halten die Platten aus? Auf vier Platten (20cm) haben wir zu zweit draufgestanden, jeder auf ein Bein und so weit es ging in der Mitte. Die Platten hielten auch als wir mit usneren 150kg etwas auf- und absprangen.
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Links: Innenhandkante (Sonnaldung chigi), Sandro.
Rechts: Nichts angesägt, alles echt.
Zum ersten Mal mit dabei ist unser heissgeliebter Standboxsack. Das beste Trainingsgerät um „Powerkicks“ zu üben. Es macht einfach tierisch Laune harte Kicks voll darauf abzuziehen, so dass das 125kg Teil wegfliegt. Am liebsten üben wir den gesprungenen Rückwärtstrtt (Twio dwit chagi, spricht man Düa dwit tschagi). Das ist der härteste Kick überhaupt. Einfach nur zum zerstören. Wo der trifft, wächst kein Gras mehr. Viel Spaß macht auch der gesprungene Seitwärtstritt (Twio yop chagi, spricht man Düa jop tschagi). Ein Standboxsack ist meiner Meinung nach um Welten besser als ein hängender Boxsack. Wer sich dafür interessiert: Marke Century, Modell Wavemaster XXL. Der hält was aus.
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Links: Gesprungener Rückwärtstritt (Twio dwit chagi), Meister Michel Pougin.
Rechts: Gesprungener Seitwärtstritt (Twio yop chagi), Bao.
Wer viel mit Fußtechniken arbeitet, der braucht eine gute Dehnung. Stretching ist daher ein wichtiger Bestandteil von Tae Kwon Do. Wie unten zu sehen sind Grätsche und Spagat immer mit dabei. Beine auseinanderziehen, draufstellen oder hochheben sind anspruchsvolle Dehnmethoden die erst später hinzukommen.
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Links: Grätsche, Meister Michel Pougin.
Rechts: Spagat, Katharina.
Völlig zurecht kritisieren viele Kampfsportler die allgemein verbreitete Tae Kwon Do Selbstverteidigung. Doch nicht bei uns. Vor Jahren schon entwickelte ich aus dem was mir liegt und allem was ich kennengelernt habe meine eigene Selbstverteidigung. In Tae Kwon Do steckt eigentlich alles drin, man muss nur mal richtig hinschauen. Ich verwende vor allem das, was sich beim Bruchtest bewährt hat. Unempfindliche Stellen, mit denen man schnell und hart zuschlagen kann. Eine Fusion hauptsächlich aus Tae Kown Do und Jeet Kune Do (die Kampfkunst von Bruce Lee).
Viele sehen auch Parallelen zum Wing Tsun jedoch ist mein Prinzip gänzlich anders. Der WT’ler lässt seinen Gegner ins Leere schlagen, lenkt um, weicht aus und kontert dann. Er ist weich, elegant und fühlt die Arme seines Gegners durch Kontakt und klebt an ihm wie eine Klette, bevor die harte Schlagserie kommt. Wir dagegen behalten das Prinzip von Tae Kwon Do bei: Aus der Entfernung schnell rein, wenn möglich mit einem harten Kick. Ansonsten mit präzisen aber vor allem harten Blöcken und Schlägen den Angriff des Gegners überrennen. Weniger ist mehr – wir schlagen einmal hart, statt zehnmal weich. Fuß, Faust, Knie und Ellbogen – alles, was beim Bruchtest gut funktioniert. Denn womit man dicke Platten durschlagen kann, kann man auch einen Angreifer stoppen.
Mein Fazit: Es ist vollkommen egal was man macht, so lange man es wirklich drauf hat. Ich empfehle: Suche dir eine Hand voll Techniken, die Dir liegen und Spaß machen und programmiere zwei bis vier Abläufe ein, bis sie zum Reflex werden. Mehr braucht man nicht und dabei gilt: Je einfacher, je effektiver, je besser. Du hast unglaublich viel Masse und richtig Kraft? Packe deinen Gegner und bring ihn zu Boden. Dir liegt das Boxen? Lass deine Fäuste fliegen. Du hast gute Fußtechniken? Verwende Sie. Nichts ist kräftiger als ein Kick, nichts hat eine größere Reichweite. Ein Treffer – Ende.
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Links: Selbstverteidigung, Markus.
Rechts: Gesprungener Rückwärtstritt, was sonst? Meister Michel Pougin.